Andreas Trümper hatte erste Berührungen mit FASD im Zivildienst. Er hatte keine Ahnung von FASD. Das ist fast 30 Jahre so geblieben.
Vor 4 Jahren hat er eine neue Tätigkeit im Bereich des Wohnens beim Landschaftsverband Rheinland aufgenommen und war gleich mit Menschen mit der Diagnose FASD konfrontiert.
Er hat sich vorgenommen, dieses Wissen zu verbreiten und auch anderen diesen Aha-Effekt zu ermöglichen.
Landschaftsverband Rheinland (LVR )
Der Landschaftsverband ist eine Behörde, die die kommunalen Aufgaben erfüllt. Die Kommunen zahlen einen Beitrag an diesen Landschaftsverband, um z.B. die Eingliederungshilfeleistungen an Menschen mit Behinderungen zu erbringen. Die meisten kennen ihn als Kostenträger.
Andreas Trümpers Aufgabe ist, Wohnangebote und Hilfsangebote für Menschen, die sonst durch’s Raster fallen, zu organisieren. Das sind die „Heilpädagogische Hilfen“.
Jugendhilfe / Eingliederungshilfe
Die Grenzen der Systeme Jugendhilfe und Eingliederungshilfe würde Andreas gerne auflösen.
Kinder mit psychischen Störungen fallen unter den Bereich der Jugendhilfe. Wenn aber frühzeitig eine geistige Behinderung diagnostiziert wird, dann gehören die auch als Kinder schon in den Bereich der Eingliederungshilfe. Auf jeden Fall erfolgt dieser Wechsel irgendwann nach dem 18. Lebensjahr.
Bei Menschen mit einem höheren Unterstützungsbedarf greift spätestens mit Anfang 20 die Eingliederungshilfe.
Förderung für junge Menschen mit FASD in der Ausbildung
In Förderschulen im Bereich geistige Entwicklung gibt es schon fast Automatismen. Da kommen die Reha-Berater der Agentur für Arbeit von selbst auf ganze Schulklassen zu. In inklusive Schulen braucht man jemanden, der die Tür aufstößt.
Bei jungen Menschen mit FASD wird oft gesagt, es gibt eigentlich nur die Werkstatt.
Werkstätten für Menschen mit Behinderung
Reihenweise fallen Menschen aus diesen Maßnahmen heraus. Ihr herausforderndes Verhalten zeigt sich in Fehlzeiten oder verbaler und körperlich Aggressivität.
Die ersten 27 Monate der Werkstattbeschäftigung sind Maßnahmen im Berufsbildungsbereich. Danach kommt dann der sogenannte Arbeitsbereich. Aber gerade dann geht es im Werkstattbereich auch um Produktion.
Wenige Inklusivbetriebe kreieren inzwischen die Arbeitsstellen sehr spezifisch für Inselbegabungen ihrer Mitarbeiter.
Es gibt einen Unterschied der Werkstätten zu normalen Betrieben: Sie nehmen einen Menschen auf und suchen für ihn eine Arbeit. Ein anderer Betrieb sucht einen Mitarbeiter für eine bestimmte Tätigkeit.
Aber nicht immer sind die Tätigkeiten vorhanden oder werden auch nicht gesehen, die den Fähigkeiten entsprechen.
Es gibt aber auch viele Werkstätten, die sehr gut darin sind, diese Fähigkeiten zu entdecken, herauszukitzeln, weiterzuentwickeln.
Übergänge in die Ausbildung und den Beruf zu begleiten, wird Thema einer weiteren Episode.
Sehr geehrter Herr Trümper,
aktuell suche ich für einen normalbegabten fast 18 jährigen Jungen nach einer stationären Maßnahme, am 01.09.24 wird M. volljährig.
M. lebt seit dem 18. Lebensmonat in einer Pflegefamilie und hat eine Fetale Alkoholspektrum-Störung (FASD).
Im Sommer 2023 konnte er seinen Hauptschulabschluss erlangen und befindet sich derzeit in einer stat. Maßnahme , die er verlassen muss (die Rahmen sind zu streng bzw. zu eng für ihn).
Im vergangenen Jahr gab es vermehrt Schwierigkeiten aufgrund von M. Drogenkonsum und oftmals auch grenzüberschreitenden Verhaltensweisen wie z.B. Diebstahl in der Pflegefamilie und der Berufsbildungsmaßnahme.
Die Pflegeeltern haben M. stets unterstützt und viele Grenzverletzungen ausgehalten.
Mittlerweile ist die Situation in der Familie festgefahren und weder für die Pflegeeltern noch für den Jungen förderlich, sodass nun nach einem passenden Setting gesucht wird.
Dem JA liegt ein Entlassbericht aus der LWL-Klinik in Hamm vor. Aktuell ist M. seit über viele Monate drogenfrei und über mehrere Monate würde nicht rauchen.
Haben Sie eine Idee oder Vorschläge, wo ich nach einen passenden Setting anfragen kann?
Mit freundlichen Grüßen
R.